Zehn Jahre Frohmann, Tag sieben

Heute möchten wir, der Verlag, nein, in dem Fall wirklich explizit ich, die Verlegerin, euch einen Gedanken schenken oder eher einen Vorschlag: Bezeichnet Literatur aus dem Netz – außer, ihr seid genuin marketingmäßig unterwegs – ab jetzt bewusst möglichst sachlich beschreibend. Also lieber nicht von »Twitteratur« sprechen, sondern von »kleinen Formen, die auf Twitter geschrieben werden«, lieber nicht von »Instapoetry« oder »Instapoesie«, sondern von »Lyrik, die auf Instagram publiziert wird«. Es gilt für alle Plattformen. Dieses Vorgehen könnte dazu beitragen, die rational eher unsinnige, aber kulturell sehr destruktive impulsive Abwehrreaktion vieler Literaturverwalter*innen auf im Netz entstehende neue Literaturen abzuschwächen oder vielleicht sogar zu verhindern. Je sachlicher der Begriff, desto weniger plausibel wird die innere Reaktion: Oh, hier ist ein Trend oder Hype am Wirken, der sich meiner ausgewiesenen Expertise entzieht – das muss also Mist sein. Unsere Netzliteratur-Checkerbunny-Aufgabe kann tatsächlich so formuliert werden, dass man zeitgemäßem Onlinemarketing diametral entgegengesetzt arbeitet, indem man so formuliert, dass es auf keinen Fall als Hashtag taugt. 

Wir regen eine neue Sachlichkeit an, aber keine der Literatur, sondern des Redens über sie, auch und gerade in ihren in den letzten Jahrzehnten hinzugekommenen Sphären.

 

*

 

Alle bisherigen Posts zum zehnjährigen Verlagsjubiläum findet ihr hier